Flüsterleise statt Motorengedröhn, saubere Luft statt Dreck und Gestank aus dem Auspuff: E-Mobile kommen in Fahrt.
Vor allem auf dem Motorradmarkt bekommen stromgetriebene Bikes neues Gewicht. Als Ergänzung der MotoGP soll 2019 eine zunächst auf drei Jahre begrenzte Rennserie hinzukommen, die auf Motorräder der italienischen Firma Energica ausgetragen wird. In Europa, aber auch Asien und den USA konzentriert sich eine Reihe neuer Hersteller ausschließlich auf E-Motorräder. Aber auch Kultmarken wie Harley Davidson und Yamaha tragen dem Trend zum umweltbewussten Motorradspaß Rechnung. 2019 will Harley seine „Livewire“-Serie auf den Markt bringen.
Wenn auch das Röhren der Motoren wegfällt, beim Tempo müssen kaum Abstriche gemacht werden. Die „Energica Eva“ ist auf satte 200 Stundenkilometer gedrosselt, und der 11,7 Kilowatt-Akku liefert 145 PS und eine Reichweite bis zu 200 Kilometer. Auch das Aufladen geht relativ schnell, denn binnen einer halben Stunde soll der Akku zu 85 Prozent geladen sein. Eine volle Ladung wird mit dreieinhalb Stunden veranschlagt. Die „Manx7“ von Sarolea, die beim ältesten e-Motorradrennen, der TTZero auf der britischen Isle of Man an den Start gehen soll, ist noch viel schneller. Ihr Limit soll bei 330 Stundenkilometer liegen.
Auf den Straßen deutscher Großstädte sind schon längst viele Elektro-Flotten unterwegs. E-Busse helfen dabei, die Luftverschmutzung zu senken und die Passagiere umweltfreundlich zu transportieren. Außerdem gelten in den meisten Innenstädten inzwischen Fahrverbote für Fahrzeuge ohne grüne Plakette. Hauptumweltsünder sind Dieselfahrzeuge, und nach den weltweiten Skandalen um manipulierte Emissionswerte sind nicht nur die Hersteller um Schadensbegrenzung bemüht. Das Hauptproblem hier sind Stickstoffdioxide, die bei der Verbrennung entstehen und durch die Auspuffrohre in die Luft gepustet werden. Der von der EU festgelegte Grenzwert liegt bei 40 Nanogramm pro Kubikmeter Luft. Gemessen wurden 2017 Werte von 58 Nanogramm in Hamburg, 62 Nanogramm in Köln, 73 in Stuttgart und 78 in München.
Schadstoffbelastung durch Dieselmotoren sind zwar für Biker kein echtes Problem, aber auch normale Benziner tragen zur Umweltverschmutzung und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei. Insgesamt wurden in der Bundesrepublik Deutschland in diesem Jahr rund 4,37 Millionen zugelassene Motorräder verzeichnet. Das ist zwar ein kräftiger Rückgang seit dem Spitzenjahr 2007, als 5,9 Millionen Motorräder auf deutschen Straßen unterwegs waren, aber nach dem Einbruch zu Beginn der weltweiten Finanzkrise geht es seit 2011 kontinuierlich wieder nach oben.
Außer der Umwelt schonen die E-Motorräder längerfristig auch den Geldbeutel. Was sie an Fahrspaß alles zu bieten haben, können Rennfans bei der zunächst auf fünf Rennen pro Jahr begrenzten MotoE sehen. Die Läufe sollen zwischen dem Warmup der MotoGP und den Rennen der Moto3 ausgetragen werden. Nur das Motorengedröhn fehlt dabei.
Wer mit einer Akkuladung weiter als nur ein paar Runden kommen möchte, sollte allerdings eine ruhige Fahrweise wählen, ohne kräftiges Hoch- und Herunterschalten. Schließlich geht es auch ohne Rennen.